Die Treibhäuser von «Vrenelis Gärtli» in Glarus verwandelten sich am 14. September in einen unkonventionellen Stammtisch. Der Glarner Heimatschutz lud Fachpersonen und Interessierte ein, sich über Energie- und Klimafragen auszutauschen.
Die besten Gespräche finden oft in der Küche statt. Ganz nach diesem Motto lud der Glarner Heimatschutz dieses Jahr wieder zur Veranstaltung «Gemeinsam Baukultur kochen» ein. Fachleute, Personen aus der Politik und Verwaltung sowie Interessierte kamen in der Gärtnerei «Vrenelis Gärtli» zusammen, um sich über Herausforderungen des Klimawandels auszutauschen – und um gemeinsam zu schnippeln. Der Glarner Heimatschutz initiierte dieses kreative Veranstaltungsformat 2021, um Personen zu vernetzen und den Diskurs über qualitätsvolle Baukultur im Glarnerland zu fördern. Thematische Grundlage der Veranstaltungsreihe bilden die acht Kriterien für eine hohe Baukultur der Erklärung von Davos. Bei der diesjährigen Durchführung widmeten sich die Beteiligten wichtigen Umwelt- und Energiethemen. Vorstandsmitglieder und Bauberater des Glarner Heimatschutzes leiteten drei Diskussionsrunden in den Treibhäusern der Gärtnerei, während eine Gruppe mit dem «Chef de cuisine» Moritz Kühne Gemüse und Kräuter erntete. Die frischen Zutaten verarbeiteten sie anschliessend zu Salat und einer Bramata mit Ratatouille. Die Gruppen rotierten regelmässig, sodass vor dem gemeinsamen Abendessen alle dreimal vor den Mindmaps und einmal im Garten gestanden waren.
Hohe Baukultur beginnt im Dialog
Zwischen Pflanzensamen, Blumenerde und Gärtereikasse besprachen die Gäste die Frage: Wie können im Glarnerland gesamtheitliche Lösungen der Energieerzeugung und hohe Baukultur vereinbart werden? Die zweite Gruppe setzte sich mit der Herausforderung auseinander, den Bestand energetisch zu ertüchtigen und gleichzeitig seine Identität zu berücksichtigen. Und auf dem dritten Panel stand die Frage: «Wie verändert der Klimawandel unsere Glarner Dörfer und Freiräume?». In den Diskussionen entstanden einerseits ganz konkrete Ideen als mögliche Antworten auf aktuelle Herausforderungen, andererseits wurden viele Bögen zu weiteren gesellschaftlichen Themen geschlagen. Es ging nicht darum, ein gemeinsames Fazit zu formulieren, sondern sich im ungezwungenen Austausch den Umwelt- und Energiefragen anzunähern, so wie es in der Erklärung von Davos geraten wird: «Ein kontinuierlicher inklusiver Dialog sowie eine fachliche und gesellschaftliche Debatte sind wichtig.» Der inspirierenden Umgebung und der guten Organisation des Abends unter der Leitung von Nina Cattaneo und Severin Aschmann ist es zu verdanken, dass sich die Gäste rege an den Diskussionen beteiligten. Die Gespräche moderierten Volker Marterer, Sacha Conte, Lando Rossmaier, Peter Neumann, Marc Schneiter und Sarah Maria Lechner. Michael Frefel, Zoe Auf der Maur sowie weitere Bauberaterinnen und Bauberater gleisten den Event organisatorisch auf. Unterstützt wurden sie durch die IGNA Glarus (Interessensgruppe für einen naturnahen und nachhaltigen Lebensraum).
Gutes aus dem Garten
Der Anlass endete im geselligen Austausch an einer langen Tafel und über dem Menü mit Zutaten aus dem Garten. Seit 2022 bewirtschaftet die IGNA Glarus die Fläche hinter der Gärtnerei als Permakultur. Was auf den ersten Blick wie ungebändigte Natur aussieht, entpuppt sich bei genauerem Betrachten als ein gesundes Ökosystem mit einem vielfältigen Pflanzenmix. Passend zu den Gesprächen über eine hohe Baukultur dreht sich auch im Permakultur-Projekt vieles um die Frage: Was fördert die Biodiversität, nutzt den Boden verantwortungsvoll und minimiert die Auswirkungen des Klimawandels?